Das Repaircafė // Nachhaltigkeit in Oldenburg

7.3.16


"Wir verstehen uns als Ort der Entschleunigung mitten im Konsum."

So beschreibt Mitgründerin Maja Bergmann das Selbstverständnis des Repaircafés.

Und genau diese Entschleunigung spürt man auch, wenn man am Samstagnachmittag - an dem es die Menschen wie immer in Scharen in die Geschäfte der Oldenburger Innenstadt zieht - durch den Eingang eines leicht heruntergekommenen Hauses in der Baumgartenstraße tritt. Man geht am Cafébereich mit dem leckeren Buffet vorbei, erst einmal ganz hoch in den zweiten Stock und findet sich in einer Ausstellung zum Konsumwahn(sinn) wieder.

Dort liegen Gegenstände, wie dieser Plastikklatscher oder ein Honigmelonenschneider, die man nicht wirklich braucht - die es aber trotzdem gibt. Auf den Beschreibungszetteln werden sie ironisch gelobt und man erwischt sich beim Kopfschütteln über dieses sinnlose Zeug, obwohl man selbst vielleicht einen Mozzarellaschneider oder einen Selfiestick besitzt.


Auf dem Weg nach unten kommt man an den Repair-Angeboten vorbei, die das Repaircafé seit seinen Anfängen im Herbst 2013 (damals noch im Polyester) ausmachen. "Wir haben mit Elektronik- und Fahrradreperatur, Nähhilfe und Upcycling angefangen", berichtet Maja. "Durch die aktuelle Zusammenarbeit mit dem Staatstheater sind nun auch Angebote wie die Vorlese-Ecke oder die Reiki-Dusche hinzugekommen."


Laura bringt Hilfesuchende und Reperateur/innen zusammen


Das Konzept des Repaircafés kommt bei den Oldenburger/innen an.
Im ersten Stock, wo sich die meisten Hilfesuchenden tummeln, werden Wartenummern für den Reperaturbereich vergeben. Laura, die auch im Organisationsteam mitwirkt, hat in ihrer Zeit beim Repaircafé schon einiges gesehen, vom Autoradio bis hin zum Flachbildfernseher. An diesem Samstag warten unter anderem ein Wasserkocher, ein Mixer und ein Heckenschneider auf ein zweites Leben.

Doch warum lassen die Menschen ihre Gegenstände hier reparieren? Für Maja gibt es darauf nicht nur eine Antwort. "Früher war das Reparieren von kaputten Sachen ja viel selbstverständlicher." Weiter erzählt sie, dass manche, die hierher kommen, an bestimmten Dingen hängen und sie deshalb nicht leichtfertig entsorgen, andere wiederum sehen das heutige Konsumverhalten kritisch und wollen selbst nachhaltig handeln. 
Nachhaltigkeit ist selbstverständlich eins der Hauptmotive des Repaircafés. "Wir wollen aber nicht die Menschen mit erhobenem Zeigefinger zum nachhaltigen Denken bewegen, sondern einen Ort der Handlungsoptionen schaffen", so Maja.

Zurück auf der untersten Ebene, haben sich viele Menschen im Café-Bereich eingefunden. In einer Stunde soll es eine vegane Kochshow geben. Fast alle Stühle sind besetzt und man bekommt eine Idee davon, was Maja mit der besonderen Atmosphäre des Repaircafés meint, die ihrer Meinung nach mit dazu beiträgt, dass das Konzept in Oldenburg erfolgreich ist.


Das Repaircafé findet vor der Sommerpause noch einmal, am 9. April, statt und zieht danach (da die Zusammenarbeit mit dem Staatstheater endet) aus der Baumgartenstraße aus. Im Herbst geht es dann in den Räumen der Werkschule e.V. (Rosenstr. 41) weiter. Die neuen Termine werden auf der Homepage und der Facebookseite des Repaircafés veröffentlicht.

Das Repaircafé sucht derzeit übrigens noch Mitwirkende im Orga-Team und durchgängig Reperateur/innen, die ihr handwerkliches Können weitergeben wollen und gerne knifflige Probleme lösen.
Interessent/innen können unter oben angegebenen Links mit den netten "Repairer/innen" Kontakt aufnehmen.

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